Die geilsten zweiten 45 Minuten bei dieser Europameisterschaft. Dabei ist der Beginn eher lau. Der bei den Engländern neu ins Team berufene Andy Caroll mutiert zum laufenden Stürmerfoul. In jeden Ball und Mann schmeißt er sich hinein, als bekäme er für Einsatzwillen und Körperkontakt einen Sonderpunkt. Es entwickelt sich ein mittelfeldlastiges Spiel zum Gähnen.

23. Minute: Flanke von Gerrard aus dem rechten Halbfeld, Caroll steigt ohne Konkurrenz hoch und köpft wuchtig zum 0:1 ein. Hat sich das Reinschmeißen vorher doch gelohnt. Ibrahimovic auf der anderen Seite leitet schnelle Gegenstöße ein, die im Nichts verpuffen. Die Schweden wollen zaubern, legen dabei aber die Kreativität hoheitlich-königlicher Fliesenleger an den Tag. Hier ein Krönchen, da ein Schleifchen drücken sie in den Rasen, aber sonst nix.

Beim Halbzeit-Met muss Coach Hamren die große Handwerkskiste ausgepackt haben. Kurz den Blaumann unterm Trikot angezogen, denn nun wird Kampfsport betrieben. Außenrist und Hacke bleiben in der Kabine zurück, stattdessen heißt es Flanken, Köpfen, Schießen, Tackling, Grätschen, beinharte Einstiege. Sollte die launische Diva mit dem Zopf nicht mitmachen wollen, kann sie gefälligst einsam und in Schönheit sterben.

Und es ward.. ein richtig tolles Spiel! 49. Minute: Olof Mellberg, der kernigste Schwede in der Abwehr, ein Kerl wie ein Knäckebrot, nimmt einen Nachschuss von Ibrahimovic an und befördert ihn Richtung Tor. Johnson trifft bei seinem finalen Rettungsversuch nur den Innenpfosten, vom dem die Kugel endgültig über die Linie gelangt – der Ausgleich.

59. Minute. Wieder Mellberg, der – praktisch nur von seinem eigenen Vollbart gedeckt – einen Freistoß von Larsson per Aufsetzer einnickt. In Spanien verlassen Fußballfans zu Tausenden mit gerümpften Nasen den Platz vor den Fernsehgeräten. Tja, Amigos: So geht auch Fußball!

64. Minute. Die Engländer erholen sich, kommen zeitnah zum Ausgleich. Nach einer von der Verteidigung geklärten Ecke zieht Walcott vor einer schwedischen Spielertraube ab, erwischt Keeper  Isaksson auf dem falschen Fuß, der Ball schlägt eher mittig ein. Da kann man als Torwart besser aussehen.

79. Minute: Letzten Endes entscheidet die Partie doch noch ein Kunststoß. Walbeck verwandelt eine Hereingabe von Walcott mit einer halb hohen eingedrehten Hackenbewegung. Da ziehe ich den Hut, da zolle ich Respekt; die spanischen Zuschauer kehren wieder langsam auf ihre Plätze zurück und klatschen.

Schweden trotz toller kämpferischer Leistung draußen. Damit haben sie wieder meine Vorurteile bestätigt. Eine Halbzeit als Kampfschwein war eben doch zu wenig, vielleicht hätte man in den drei mal 45 Minuten zuvor auch mal die Wutz rauslassen sollen.

Ein Gedanke zu “Schweden – England 2:3 (Nachbericht)

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