WR MSSN JTZT! Seit gestern ist für mich klar: Wir müssen jetzt. Mindestens ins Finale kommen. Kurz dem Engländer ein neues Trauma verpassen und danach ab in die nordische Entspannungskombo Schweden/Dänemark, ehe im Finale die Schweiz wartet, aber die knacken wir schlimmstenfalls im Elfmeterschießen. Ich habe es letzte Nacht deutlich im Traum gesehen, wie Yann Sommer gesenkten Hauptes den souverän in die Ecke fußgerollten Ball von Manuel Neuer über die Linie passieren lassen muss. Woraufhin 82 Millionen Deutsche zufrieden nicken und ihre 23 EM-Spielplaner ausfüllen und abheften. Kann nicht schiefgehen. Ich träume gerne allerdings auch kompletten Quatsch.

Kroatien und Spanien sind noch im Turnier? Ach was. Hätte ich nach 2/3 der Vorrunde jetzt nicht so fest auf dem Schirm gehabt. Für mich klar die Partygäste, von denen keiner mehr so recht weiß, wer sie überhaupt eingeladen hat. Aber schön noch die Bar leersaufen, bevor nach Hause gewankt wird! „Hello, my name is Luka, I have shot the one goal more“, lallt Modric und signiert lässig Autogrammkarten von Beatrix von Storch, ein einträgliches Nebengeschäft des kleinen Kroaten. Einmal kurz explodiert und schon wieder voll dabei. Heute nicht dabei sein wird allerdings Ivan Perisic, der zum 3:1 gegen Schottland nachlegte.

Der Spanier hingegen erzählt während des Kippelns die irre Geschichte, wie er mit traumwandlerischer Sicherheit keinen einzigen Elfmeter verwandelt hat und trotzdem mit 5:0 weitergekommen ist. Weil er nun mal auf die Eigentore der verwirrten Slowaken gesetzt und dieser prompt handwerklich einwandfrei abgeliefert hat. Was ein schwieriges Kunststück werden sollte, wenn der Schiri am Abend zum Elfmeterschießen pfeift. Währenddessen schmeißt sich der hackedichte Martin Dubravka gemeinsam mit Tomislav Piplica das nächste Whiskeyglas über die Schulter und brüllt „Bránka“, was wohl Tor auf Slowakisch heißen dürfte.

Wer weiterkommen soll? Weißnic. Der Sieger ist eh nur eine souverän genommene Hürde für die Schweizer.


Da kann der Ami noch sehr auf den Fußball herabschauen, aber wegen der Eigentore kann Basketball oder Football einfach nicht lustiger sein. Spaniens Keeper Unai Simon mit einem beeindruckenden Exemplar.

Was von dem Spiel in jedem Fall bleiben wird, ist der halbhohe Rückpass eines Spaniers auf seinen Torwart – eine knappe halbe Stunde nach dessen Eigentor.

Dazwischen und danach bietet der Spanier in einem überragend schön anzusehenden Spiel alles, was man dem zahlenden Zuschauer geben kann: Rückstand ausgleichen, in Führung gehen, den Gegner mit einem weiten Schlag bloßstellen, weil der gerade seine Wasserflasche noch abgegeben hat, sich noch sauber einen aus dem Gewusel reinknauben lassen, damit es spannend bleibt und zum Schluss gar das 3:3 fangen, weil ein Kroate vogelwild und frei einköpfen kann.

In der Verlängerung sehe ich Menschen, die tränenüberströmt ihre Taktiktafeln zu Kleinholz hacken, so wild geht es hin und her. Kramaric mit einer Hundertprozentigen, dann schlägt Spanien mit Morata und Oyarzabal eiskalt zu.

Ich hatte 4:5 nach Elfmeterschießen getippt. Aber wozu Elfmeter, wenn man fast dasselbe Ergebnis schon nach 120 Minuten aus dem Spiel heraus erzielen kann? Immerhin dürfte den Spanier im Verlaufe des Turniers ab jetzt nichts mehr schocken.

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