Italien – Österreich 2:1 (n.V.)

Ganz Österreich wittert die Sensation. Ganz Österreich? Nein. Eigentlich nur Franco Foda. Vielleicht noch ein paar Spieler aus dem Team, auf die er lange genug eingeredet hat. Der Rest? Naaaaa. Ja küss‘ die Hand, Italia, Glückwunsch zum Freilos ist da eher herrschende Meinung.

Kein Wunder, denn die Österreicher bestreiten seit 67 Jahren das erste Mal wieder ein K.O.-Spiel im Rahmen einer Endrunde. Damals waren die Ungarn der heißeste Scheiß im Fußballzirkus, Theodor Heuss Bundespräsident und stand es Unentschieden nach der offiziellen Spielzeit, gab es Wiederholungsspiele, Münzwurf oder Duell mit zwei leichtkalibrigen Pistolen auf freiem Feld bei dreißig Fuß Abstand. Okay, letzteres war ein Scherz. Ist aber halt auch verdammt lang her.

Austrias Keeper Daniel Bachmann sieht seine Chance im Elfmeterschießen. Gilt er doch bei seinem Heimatverein Watford als Elfmeterkiller. So hat er etwa im Ligapokal im September gegen Oxford gar alle drei Versuche des Gegners gehalten. Stramme Leistung, Bursche! Aber Oxford? Rudern die nicht eher? Sind das nicht Engländer? Und sind die nicht eher schlecht im Elfmeterschießen? Ich frag ja nur…

Italien. Viel zu gefährlich im Angriff. Kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Früher waren das die kaltschnäuzigen Schlitzohren, die dir den einen entscheidenden Treffer reingemümmelt haben und den Rest des Spiels kaltlächelnd auf den Abpfiff oder die Aufgabe des Gegners warteten – je nachdem, was zuerst eintrat. Die spielen jetzt Hurra-Fußball? Na gut. Vielleicht ist ihnen im Gegenzug die Killermentalität abhandengekommen und eine Mannschaft des verbleibenden Turnierbaums kann das für sich ausnutzen. Aber hey, doch nicht die Österreicher.


In Österreich ist man ja besonders stolz auf Namenszusätze und Titel. Das n.V. nach dem Ergebnis dürfen die Österreicher mit allergrößtem Respekt von nun an im Namen tragen. Zu Beginn die Italiener mit einer Offensive überrascht, dann lange gut verteidigt und in der zweiten Hälfte schließlich die Italiener sehr, sehr unangenehm bespielt.

Wer weiß, wie das Ganze gelaufen wäre, hätte das Tor von Weltklasse-Arnautovic gezählt. Ich gestehe, ich hab’s ihm nicht gegönnt. Wie der, als der Ball hinter Linie war, wieder alles im Umkreis von 20 Metern Sichtweite durchbeleidigt hat – kann ich nicht ab.

Zwei Treffer in der Verlängerung, eigentlich das Kobayashi Maru des Fußballs, da zurückzukommen. Aber Schaub und Sabitzer mit Chancen, um das Ergebnis zu korrigieren. Letztlich trifft nur der für Stuttgart spielende Kalajdzic. Der Anblick, wie die Italiener jedoch am Ende zittern mussten – da muss man vor Österreich den Hut ziehen. Raus mit Applaus, die Herren!

Wales – Dänemark 0:4

Jogi Löw: „Ich dachte nie ans Ausscheiden“. Was sich letzten Mittwoch nach dem Spiel gegen die Ungarn noch wie ein kraftvolles Testimonial des Bundestrainers für die gute, alte Herrenwindel anhörte, dürfte für alle verbliebenen Teams ab heute der stetige Gedanke sein. Denn von jetzt an heißt es Abflug, auf Wiedersehen, zurück zu Weib und Kind und bitte verlassen Sie umgehend das Mannschaftshotel, wir legen keinen Wert mehr auf Ihre Autogrammkarten, sollte am Ende nicht ein Tor zusätzlich auf der Anzeigetafel stehen als beim Gegner.

Oft wird aus dieser Alles oder Nichts-Endgültigkeit der Gedanke einer neuen, weitaus spannenderen Phase des Turniers heraufbeschworen. Was sich spätestens beim ersten krampfhaften 0:0 nach 120 Minuten auflöst, weil sich bereits ab der 65. Minute keines der Teams mehr wagt, einen gefährlichen Pass nach vorne zu spielen. Sicherlich trägt ein Elfmeterschießen einen gewissen Thrill in sich, mir selbst würden bereits nach einem Schritt Anlauf die Knie wie Quarktaschen zu Boden sinken; wenn aber am Ende die beiden Torhüter gegeneinander antreten müssen, stelle ich mir schon die Frage, ob das noch etwas mit Fußball zu tun hat. Im Eishockey humpeln die Keeper beim Penaltyschießen ja auch nicht schweren Schrittes mit dem Stock und der Fanghand aufeinander zu.

Zur Einstimmung auf Wales gegen Dänemark präsentiere ich:

Erdogan, Putin und ein Waliser treffen auf Gevatter Tod. Fragt der Sensenmann den Waliser nach seinem letzten Wunsch. Dieser antwortet: „Ich habe meine Mutter immer geliebt, ich würde sie gerne noch ein letztes Mal sehen. Der Sensenmann nickt und wendet sich mit seiner Frage an Erdogan, der trotzig entgegnet: „Ich will, dass der Waliser seine Mutter nicht mehr sehen kann“. Und Putin schließlich: „Macht ihr schon mal, ich warte noch, bis ein Däne kommt“

Ein furchtbarer Witz, von dem ich mich umgehend distanzierten möchte. Als wäre Erdogan so verzweifelt, weil er immer noch nichts gefunden hat, was er aus Wales verbieten könnte. Widerlich. Und Putin würde doch nie persönlich auftauchen, sondern jemandem vom KGB schicken. Bei mir haben beide Teams Sympathien im Lauf der Vorrunde erlangt, aber wenn ich ehrlich bin: Wegen Dänen würde ich mich noch ein bisschen mehr freuen, sollten sie ganz weit kommen.


Souveräner und letztlich auch deutlicher Sieg der Dänen. Zwei Tore Dolberg, kurz vor Ende noch Maehle und Braithwaite. Ansonsten? Ich habe mir eine Axt gekauft. Um dem Wildwuchs im Vorgarten etwas Einhalt zu gebieten. Nicht spannend? War das Spiel spätestens nach dem 0:2 ebenfalls nicht mehr.