Heute fährt der Haarölgesalbte nach Hause. Nein, da dulde ich keinen Widerspruch. Der durfte gegen abwehranfällige Dänen, mannschaftslose Holländer und offensivarmselige Tschechen lange genug rumtanzen, nun ist gut und Schluss.  Es warten andere Aufgaben auf den Mann, wie zum Beispiel die Schlichtung des Twitter-Haargel-Krieges zwischen seiner Freundin und einem anderen gelangweilten Modestyle-Püppi. Ich höchstpersönlich werde die Partie mit einer original verstaubten, wahrscheinlich schon eingedickten Tube „Gard New Style extra stark“ vorm Fernseher verfolgen und im Hintergrund zu „Seven Nation Army“ erwartungsvoll leise „Heul, Cris-tiaaa-nooo Ron-aaaaal-dooo“ singen. Sollte CR7 die Spanier abschießen, schmeiß ich die Tube an den Fernseher. Ich hab‘ einen Plasma mit dickem Glas davor, das ist es mir wert.

Eigentlich dürfte ja nichts passieren. Bei Spanien spielen doch nur welche, die den hibbeligen Poser- und Übersteigergott aus Funchal in- und auswendig kennen müssten. Man sieht sich schließlich bei diversen Liga- und Cupspielen, hat schon gemeinsam gelacht, wenn einer seiner Freistöße nach aufwändigem Django-Geeiere weit daneben ging oder das Fußkettchen im Rasen hängenblieb. Sorgen macht mir allerdings sein Gegenspieler, wahrscheinlich Alvaro Arbeloa. Von dem hält der kicker nicht so viel, was ehrliche Abwehrarbeit anbelangt.  „Defensiv bisweilen mit Schwächen gegen quirlige und schnelle Gegner“, heißt es in der unnachgiebigen Kurzbewertung. Ich schau mir genau an, was du machst, Alvaro!

Das spanische Spiel ist zweifellos beeindruckend mit seiner Ballsicherheit, Passgenauigkeit und Zirkulationsfähigkeit. Mir wachsen allerdings die Fingernägel schubweise aus den Kuppen, wenn ich die Effizienz und den Abwechslungsreichtum betrachte. Kaum Distanzschüsse, kaum Flanken, wenige Kopfbälle und immer noch ein Pass drauf, selbst wenn man schon im Strafraum steht, der Torwart winkt und die Torlinie freundlichst zum sie überquerenden Schuss auffordert.  Stattdessen ewiges Gegniedele um den Strafraum herum und bei Ballverlust kurz nachgesetzt, Spielgerät erobert und wieder von vorne. Dieses Prozedere ändert sich auch nicht, wenn die La Roja mal hinten liegen sollte. Denen traue ich zu, dass sie sich im Finale gegen uns bei einem 0:1 Rückstand den Ball noch im Entmüdungsbecken zuspielen, während wir längst feiern. Was mir in dem Moment Recht sein soll. Aber nicht heute Abend.

Die Statistikabteilung lässt folgendes verlautbaren: Spanien hat bisher keines seiner bislang bestrittenen Halbfinals bei großen Turnieren verloren. Meist kam man halt nicht bis dahin. Die letzten wichtigen Duelle endeten bei der EM 2004 mit 1:0 Sieg der Portugiesen, Spanien scheiterte darauf in der Vorrunde. Bei der WM 2010 gelang den Spaniern beim direkten Aufeinandertreffen ein 1:0 Sieg im Achtelfinale. In einem Freundschaftsspiel 2010 schließlich triumphierten die Portugiesen in Lissabon mit 4:0.  Allesamt Kontertore – keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist.

Bei Portugal wird wegen der Verletzung von Helder Postiga wohl wieder Hugo Almeida auflaufen. Ein hochnetter Kerl, der – wenn er einen Lauf hat – Tore am Fließband schießen kann. Dummerweise hat er gerade keinen Lauf. Und wenn er keinen hat, sollte man auf seine Chancenverwertung nicht zu viele Euro setzen. Spanien hingegen weiter in Bestbesetzung, mit irgendwem als offiziellem Stürmer. Wahrscheinlich lässt das del Bosque vor dem Spiel auslosen.

2 Gedanken zu “Portugal – Spanien (Vorbericht)

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